Das Licht ferner Tage by Stephen Baxter

Das Licht ferner Tage by Stephen Baxter

Autor:Stephen Baxter
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783453178038
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2010-11-18T23:00:00+00:00


Es dauerte ein paar Tage, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte.

Sie sah, wie usbekische Kriegsgefangene im strömenden Regen auf einen offenen Lkw verladen und abtransportiert wurden. Sie kamen durch die Stadt Nukus, die von den Alliierten kontrolliert wurde, und fuhren weiter ins Landesinnere.

Dort hatten die Alliierten, wie sie alsbald herausfand, ihrerseits ein Gefangenenlager errichtet.

Es war in einer aufgelassenen Erzmine untergebracht, wo die Gefangenen in kaum meterhohen Metallkäfigen gehalten wurden, die auf Eisenbahnwaggons gestapelt waren. Die Leute vermochten weder aufrecht zu sitzen noch zu liegen, und es gab keine sanitäre Anlagen, keine ausreichende Ernährung, keinen Freigang und Zugang zum Roten Kreuz beziehungsweise zum muslimischen Roten Halbmond. Fäkalien fielen durch die Käfiggitter auf die darunter vegetierenden Gefangenen.

Sie schätzte die Anzahl der Leute auf mindestens tausend. Sie bekamen nur eine Tasse dünne Suppe pro Tag. Die meisten litten an Hepatitis, und andere Krankheiten breiteten sich aus.

Täglich wurden Gefangene anscheinend wahllos selektiert und nach draußen geschafft, wo man sie verprügelte. Drei oder vier Soldaten umringten jeweils einen Gefangenen und schlugen ihn mit Eisenstangen und Knüppeln, bis er sich nicht mehr auf den Beinen zu halten vermochte. Dann wurde er von Mitgefangenen zu den Käfigen zurückgebracht.

Das war das allgemeine Muster. Dazu kamen ein paar besondere Vorfälle, wobei die Wachen die Gefangenen auf geradezu experimentelle Art und Weise quälten: So wurde zum Beispiel einem Gefangenen die Verrichtung der Notdurft verweigert, ein anderer wurde gezwungen, Sand zu essen, und ein weiterer musste seine Exkremente schlucken.

Sechs Leute starben, während Heather das Gefangenenlager beobachtete. Die Todesfälle resultierten aus Schlägen, Unterkühlung und Krankheit. Hin und wieder wurde auch ein Gefangener erschossen, wenn er zum Beispiel einen Fluchtversuch unternommen oder sich gegen seine Peiniger zur Wehr gesetzt hatte. Und ein Gefangener wurde sogar freigelassen, wohl um seinen Kameraden die Kunde von der Entschlossenheit dieser Blauhelmsoldaten zu überbringen.

Heather fiel auf, dass die Wachen nur erbeutete Waffen benutzten, als ob sie keine Spuren ihrer Aktivitäten hinterlassen wollten. Offensichtlich hatte die Macht der WurmCam sich noch nicht im Bewusstsein dieser Soldaten niedergeschlagen, sagte sie sich; sie hatten sich noch nicht an die Vorstellung gewöhnt, dass sie überall und jederzeit beobachtet werden konnten, sogar rückwirkend aus der Zukunft.

Noch vor ein paar Monaten wäre es fast unmöglich gewesen, diese blutigen Taten - die zumindest für die Öffentlichkeit unsichtbar geblieben wären -, zu beobachten.

Damit saß Präsidentin Juarez auf einem Pulverfass. Sie hatte sich in Heathers Augen inzwischen als der schlimmste Versager erwiesen, der seit der Jahrhundertwende ins Weiße Haus eingezogen war (was schon etwas heißen wollte). Nicht davon zu reden, dass sie als erste Präsidentin ein großes Ärgernis für die Hälfte der Bevölkerung darstellte.

Heather gab sich der Hoffnung hin, dass das Gewissen der Masse sich vielleicht wieder regen würde, wenn die Leute die blutige Wirklichkeit des Kriegs sahen. Wie damals im Vietnamkrieg, dem ersten ›Fernseh‹-Krieg der Geschichte, bevor die militärischen Befehlshaber die Kontrolle über die Berichterstattung der Medien zurückgewonnen hatten.

Sie hegte sogar die Hoffnung, dass der näherkommende Wurmwald die Einstellung der Menschen zueinander verändern könnte. Wenn die Welt ein paar Generationen später unterging, was zählten dann



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